Stepcheck im Betrieb
Suchtprävention im Lehrlingswesen
Im Betrieb werden Jugendliche nicht nur auf den zukünftigen Beruf vorbereitet, sondern auch ein Stück beim Erwachsenwerden begleitet. Lehrlinge sind die MitarbeiterInnen von morgen.
Jugendliche in der Lehrzeit befinden sich in einer Lebensphase, in der sie Konsummuster und Einstellungen zu psychoaktiven Substanzen, aber auch zu digitalen Medien, Spielangeboten, Konsumgütern usw. entwickeln.
Suchtprävention für Lehrlinge bedeutet, sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, ein gesundheitsförderliches Ausbildungsumfeld zu schaffen und sie gut beim Einstieg in die Arbeitswelt, aber auch bei persönlichen Problemen zu begleiten.
Suchtprävention in der Lehrlingsausbildung
Mag.a Tanja Schartner, MA, Institut Suchtprävention/pro mente OÖ
Suchtpräventive Maßnahmen sollen keine einmaligen Aktionen sein, sondern langfristig und kontinuierlich umgesetzt werden.
Sie beziehen sich auf Gesundheitsförderungsmaßnahmen im allgemeinen bis hin zu Früherkennung und Intervention bei akuten Auffälligkeiten.
Hier ein kurzer Überblick:
Gesundheitsförderung und Prävention
Was können Sie als Ausbilder/in tun?
Die Lehre kann sich auf Jugendliche suchtfördernd oder suchtvorbeugend auswirken. Dies gilt im Speziellen für den Lehrbetrieb, da die Lehrlinge hier einen Großteil ihrer Zeit verbringen.
Die Lehrlingsausbildung beinhaltet neben der fachlichen Ausbildung vor allem viel Beziehungsarbeit, die sich auf die Arbeitszufriedenheit der Lehrlinge auswirkt und die wiederum einen Einfluss auf die Gesundheit der jungen MitarbeiterInnen hat. Je zufriedener und gesünder Lehrlinge sind, desto niedriger wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf Substanzen oder Verhaltensweisen zurückgreifen, die zu einer möglichen Sucht führen können.
Gute Arbeitsbedingungen sind wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Lehrlinge.
Unterstützen Sie Ihre Lehrlinge durch einen gut strukturierten Einstieg in den Betrieb und sorgen Sie für eine kontinuierliche Begleitung durch die Lehrzeit – betriebliche Regeln zum Konsum von Nikotin, Alkohol und anderen Substanzen sollten klar ersichtlich sein.
Die Vorbildwirkung der erwachsenen KollegInnen und Vorgesetzten hinsichtlich des Substanzkonsums stellt dabei einen wichtigen Einflussfaktor auf die Jugendlichen dar-
Beispiele, wie Sie Lehrlinge fördern können:
Regeln und Rahmenbedingungen:
- Sorgen Sie für einen guten Einstieg in die Ausbildung, z.B. durch Kennenlerntage, Teambuilding-Angebote im 1. Lehrjahr, ein Mentorensystem, … Dadurch ermöglichen Sie gute persönliche Beziehungen zu KollegInnen, AusbilderInnen und Vorgesetzten.
- Setzen Sie klare Regeln für den Konsum / Nichtkonsum von psychoaktiven Substanzen (Alkohol, Tabak, Drogen, Medikamente) fest und machen Sie diese für alle sichtbar (z. B. durch Plakate, Intranet, …)
- Schränken Sie die Verfügbarkeit ein (z.B. kein Alkohol und kein Zigarettenautomat am Firmengelände, klarer Leitfaden zum Umgang mit digitalen Medien,…)
- Ermöglichen Sie eine angenehme Pausengestaltung z.B.: Lassen Sie den Pausenraum von Lehrlingen selbst mitgestalten („Wuzzeltisch“, Dartscheibe, Couch,…)
- Setzen Sie betriebliche Gesundheitsangebote, die auch den Lehrlingen offen stehen, z.B. Angebote zur Erweiterung der persönlichen Gesundheitskompetenz (Umgang mit Stress, Sportangebote, Entspannungstechniken), Bewegungspausen am Arbeitsplatz, uvm.
- Führen Sie regelmäßige Feedbackgespräche, damit ihre Lehrlinge lernen, die eigene Entwicklung und ihre Lernfortschritte realistisch einzuschätzen.
- Versuchen Sie eine Balance zwischen Unter- und Überforderung für Lehrlinge herzustellen und überprüfen Sie diese regelmäßig.
- Loben Sie für gute Leistungen und geben Sie Anerkennung für die Person als solche.
- Geben Sie Ihren Lehrlingen das Gefühl, etwas bewirken zu können.
- Fördern Sie Eigenaktivität (z.B. durch Gestaltungsmöglichkeiten im Alltag)
- Bieten Sie attraktive Vorbilder –
Jugendliche orientieren sich im Umgang mit Genuss- und Suchtmitteln auch an ihren erwachsenen Bezugspersonen.
Informationen über Sucht und Substanzen:
- Informieren Sie Lehrlinge zu den Themen Suchtmittelkonsum, Arbeitssicherheit und Punktnüchternheit
- Setzen Sie Angebote zur individuellen Konsumreduzierung
(z.B. Angebote zur Tabakentwöhnung, Kontakte zur Arbeitsmedizin, Kontakte zu externen Hilfseinrichtungen…)
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Früherkennung, Intervention und Gesprächsführung
Welche Schritte können Sie als Lehrlingsausbilder/in setzen?
Früherkennung und die richtige Intervention sind wichtige Aufgaben in der Lehrlingsausbildung.
Die Aufgaben der Lehrlingsausbilder/innen beziehen sich dabei auf:
- Das Beobachten und Sichtbarmachen von Auffälligkeiten der Lehrlinge
- Das Ansprechen der Lehrlinge auf ihr Fehlverhalten und klare Vereinbarungen bezüglich Änderungen
- Die eventuelle Zuweisung zu betriebsinterner und externer professioneller Hilfe
Bei Auffälligkeiten von Lehrlingen wird grundsätzlich nach denselben Schritten (STEPS) vorgegangen, wie bei erwachsenen Arbeitnehmer/innen – Handeln bei Auffälligkeiten
Besonderheiten im Lehrlingsbereich:
Signale können mehrdeutig sein –
da sich Lehrlinge in der Pubertät befinden, können erste Auffälligkeiten auch psychische Krisen oder natürliche Entwicklungserscheinungen sein. Beobachten Sie den Lehrling mindestens 3 Wochen und dokumentieren Sie Veränderungen.
Die lehrlingsverantwortliche Person ist berechtigt zu reagieren, wenn ein risikoreicher Konsum von psychoaktiven Substanzen (einschließlich Alkohol) vermutet wird.
Wird ein Drogenkonsum vermutet, ist es die erzieherische Pflicht des Lehrlingsverantwortlichen, dem Lehrling die Vermutung und Sorge mitzuteilen.
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Intervention bei eindeutigem Substanzkonsum oder akuter Berauschung
Wie handeln Sie in akuter Situation?
Gespräche haben den Sinn, Jugendlichen ihr Verhalten im beruflichen Umfeld bewusst zu machen und sie zu motivieren, das derzeitige Verhalten zu ändern. Sie sollten daher immer mit dem Angebot einer Hilfestellung / Unterstützung verbunden werden.
Innerhalb des beruflichen Umfelds geht es darum, die Situation gemeinsam mit dem Jugendlichen zu analysieren und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Tipps für ein Gespräch mit Lehrlingen:
- Sprechen Sie über beobachtbares Verhalten (Pflichtverletzungen, Verhaltensauffälligkeiten, dokumentiertes Fehlverhalten).
- Fragen Sie nach, wie es der Lehrling selbst erlebt hat.
- Bleiben Sie authentisch.
- Thematisieren Sie Tatsachen – keine Gerüchte.
- Bringen Sie nur betriebliche Aspekte ein.
- Führen Sie kein Gespräch im Rausch, sondern danach.
- Bringen Sie auch die Stärken des Lehrlings ein.
- Stellen Sie offene, nicht wertende Fragen.
Weitere Tipps zur Gesprächsführung finden Sie unter Gespräche mit auffälligen Mitarbeiter/inn/en
Was bei einem Verweis vom Arbeitsplatz aufgrund akuter Beeinträchtigung zu beachten ist, finden Sie unter Arbeitsplatzverweis.
Informationen und Downloads: